Whispering Sons: The Great Calm

Whispering Sons credit Lucinda Wahlen

Drittes Album der belgischen Post-Punk-Truppe Whispering Sons, das erneut neue Klangfarben offeriert

von Michael Thieme

Die Menge an aktuellen, mehr oder weniger erfolgreichen Post-Punk-Bands – also Bands, die maßgeblich von wavigen Gitarrenrockformationen der 80er beeinflusst sind – wächst allmählich ins Uferlose. Gut, dass viele dabei eine so originäre Handschrift aufweisen, dass man sie gar nicht mehr mit den Konkurrent- oder Kollgeg.Innen aus diesem weit gefächerten Genre ein einen Topf werfen mag. Eines der beeindruckendsten Beispiele dieser Zunft sind die Whispering Sons, deren Zweitling von Sounds & Books bereits hier besprochen wurde.

Mehr Destruktion, aber auch mehr Hoffnung

Whispering Sons The Great Calm Cover PIAS

Vieles aus der

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alten Rezension ließe sich bei der Begutachtung des heute erschienenen neuen Albums wiederholen, vor allem bezüglich der verwendeten Steigerungen: auch hier herrscht im Vergleich zum bereits atemberaubenden Vorgänger ein „Mehr“ vor – mehr Intensität, mehr Abwechslungsreichtum, mehr Druck und mehr interessante Einblicke in die Gedankenwelt von Sängerin Fenne Kuppens. „Unser letztes Album war sehr dunkel und destruktiv“ analysiert Kuppens den Vorgänger, um mit Zeilen wie „I can’t take it, I can’t take it anymore  Nothing is right, nothing is right  I open the door, get smashed by the sun, Can’t walk on my own but now I really need to run“ („Loose Ends“) auf dem Nachfolger weitere emotionale Talfahrten zu liefern, die mit verstörenden, abgehackten Gitarrenphrasen unterlegt sind.

„Ich denke, dieses Album ist immer noch ein wenig destruktiv“, führt sie weiter aus. Aber: „Es besteht Hoffnung innerhalb dieser Zerstörung“. Hoffnung durch die Liebe zum Beispiel („Oceanic“) sowie durch Selbstermächtigung (der Albumabschluss „Try Me Again“).

Und mehr Musiker: Whispering Sons mutierten zum Quintett

Vorher serviert der durch eine, zum Glück wohl überstandene Erkrankung des bisherigen Schlagzeugers und jetzigen Synthie-Spielers Sander Pelsmaekers zum Quintett aufgestockte Verbund eine verspielte Westerngitarre bei „The Talker“, frostige Synthiesounds („Cold City“) oder Sägeklampfen á la frühe The Jesus And Mary Chain über klassische New Order/Joy Division-Bassläufe („Dragging“). Darüber die faszinierende Stimme von Fenne Kuppens, die innerhalb einer sparsam eingesetzten Vocal Range imstande ist, bei den Hörenden die unterschiedlichsten emotionalen Knöpfe zu drücken.

„The Great Calm“ ist eine weitere Machtdemonstration der Whispering Sons, die von leider nur drei Live-Terminen in hiesigen Breiten begleitet wird. Am 4. April gastieren sie im Hamburger Nochtspeicher.

„The Great Calm“ von Whispering Sons erscheint am 23.02.2024 bei PIAS Recordings. (Beitragsbild von Lucinda Wahlen)

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